Es dürfte heutzutage kaum einen Wanderbegeisterten geben, der nicht schon einmal vom Jakobsweg gehört hat. Wer ihn noch nicht selbst beschritten hat, kennt doch meist zumindest jemanden der sich schon einmal auf den Spuren der alten Pilger der großen Kathedrale in Santiago de Compostella genährt hat. Zahlreiche Bücher und Reiseberichte haben zudem in den letzten Jahren die Runde gemacht. Von heiter-lustigen Berichten einiger Prominenter, die auf der Suche nach der eigenen Spiritualität sich auf den langen und beschwerlichen Weg gemacht haben reicht die Vielfalt der Berichte bis hin zu Abenteurern, die vielleicht nicht ganz ohne Publikationshintergedanken einmal etwas Besonderes aus den ausgetretenen Pfaden herausholten, indem sie die Strecke in Begleitung eines störrischen Esels erwanderten.

Santiago de CompostelaViele haben mit Erstaunen und nicht ohne ein Schmunzeln von diesen mannigfaltigen Selbstfindungen gelesen – doch am Ende bleib meist eine Frage offen: Welcher ist denn jetzt eigentlich dieser Jakobsweg? Und so manch einer ist im Schwarzwald oder bei Dresden schon einmal zufällig über die blaue Jakobsmuschel gestolpert und stutzig stehengeblieben! Was, hier soll er ebenfalls verlaufen? Der Jakobsweg ist, wenn man so möchte, ein gesamteuropäisches Phänomen. Und mit Santiago des Compostella scheint es fast wie mit dem alten Rom zu sein: Nicht alle aber doch zumindest erstaunlich viele Wege führen nach Santiago de Compostella.

Einer dieser ungewöhnlicheren Abschnitte des Jakobsweges ist der mallorkinische Jakobswanderweg. Europas berühmteste Wander- und Pilgerroute beginnt auf Mallorca am alten Kloster Sant Honorat. Das Kloster ist auf dem ‚heiligen Berg‘ von Randa gelegen. Im Kloster kann man als Pilger seit kurzem den offiziellen Pilgerpass (Credencial del Peregrino) erhalten, der zur Übernachtung in den zahlreichen Herbergen auf dem Weg berechtigt. Laut einer mallorkinischen Zeitung ist es für sehr motivierte Pilger sogar möglich, im Kloster Sant Honorat eine spirituelle Zeremonie zu erhalten, die einen auf den langen und beschwerlichen Pilgerweg einstimmt. Wer die Wanderschuhe schließlich schnürt, den erwartet von hier aus die atemberaubende Landschaft der schönen Baleareninsel. Vom Kloster aus geht es in Serpentinen hinunter nach Randa und von dort über Llucmajor nach Palma. Schlimm ist es nicht, dass man dann in ein Flugzeug steigen muss, um den Weg bis Santiago zu beenden. Immerhin müssen nach alter Pilgertradition Jakobspilger ohnehin nur die letzten hundert Kilometer vor Santiago zu Fuß zurückgelegt haben.